Washington-Schock: Profitiert Trump vom Angriff auf die Nationalgarde?

Der Angriff auf die Nationalgarde in der US-Hauptstadt hat ein tragisches neues Kapitel geschrieben: Eine 20-jährige Gardistin aus West Virginia starb an ihren Verletzungen.
Präsident Donald Trump ordnete den Vorfall kurz nach der Tat als "Akt des Terrors" ein, vor allem weil der Schütze aus Afghanistan stamme und während Joe Bidens Präsidentschaft in die USA eingewandert sei.
In einer Ansprache sagte Trump: "Dieser abscheuliche Angriff war ein Akt des Bösen, ein Akt des Hasses und ein Akt des Terrors. Es war ein Verbrechen gegen unsere gesamte Nation. Es war ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit."
Kurz darauf kündigte er einen vollständigen Aufnahmestopp der USA für alle Menschen aus sogenannten "Dritte-Welt-Ländern" an. Damit wolle er dem US-System Zeit geben, sich vollständig zu erholen, und alle "illegalen Aufnahmen" aus Bidens Amtszeit rückgängig machen.
Welche Länder Trump konkret meint, blieb unklar.
Die Frage bleibt, ob der Vorfall genutzt wird, um Trumps Migrationspolitik weiter zu verschärfen.
US-Experte Reinhard Heinisch von der Universität Salzburg formulierte skeptisch: "Welche Möglichkeiten in diese Richtung hätte er überhaupt noch?"
Fest steht: Trump wird eine Verschärfung versuchen, denn in weiten Teilen des Landes ist diese Politik populär.
Bei Biden hatten viele den Eindruck, dass nichts Unternommen werde. Heinisch erinnert daran, dass unter Biden ein größerer Deal zwischen Demokraten und Republikanern zustande kam, den Trump später verlassen habe, indem er Druck auf seine Basis ausübte.
Manch einer weist darauf hin, dass unter Bidens Regierung ein größerer Kompromiss zwischen Demokraten und Republikanern zustande kam. Trump habe später Druck auf seine Anhänger ausgeübt, um diesen Deal platzen zu lassen.
Damit habe Trump nicht mehr allzu viele Optionen, Migration weiter zu verschärfen.
Bleibt jedoch die Frage, ob der Washington-Vorfall sein Narrativ von gefährlichen Großstädten stärkt. Heinisch meinte: "Seine Basis wird ihm glauben. Seine Gegner werden sagen: das hat er nun davon, Soldaten in Städte zu schicken."
Fest steht: Trumps Beliebtheit in den USA sinkt; seine Umfragewerte verschlechtern sich von Monat zu Monat.
Ob der Vorfall das Vertrauen in seine Politik wiederherstellt, ist unklar. Heinisch glaubt nicht daran: "Trump hat ja schon bewiesen, dass er gegen Immigration vorgeht."
Was die Entwicklung beeinflusst, sind auch wirtschaftliche Fragen: steigende Preise und eine stagnierende Wirtschaft außerhalb des KI-Bereichs. In diesem Umfeld habe Trump bislang kein gelungenes Rezept gefunden.
Mit markigen Worten gegen Migration versucht er, aus dem Washington-Vorfall Kapital zu schlagen – doch ob das bei der breiten Bevölkerung fruchtet, bleibt unsicher.
Für die Mehrheit der Amerikaner stehen wirtschaftliche Sorgen im Vordergrund, und hier scheint Trump bislang kein überzeugendes Gegenrezept zu haben.


